Wie Hape Kerkeling habe ich mich entschlossen den Jakobsweg zu gehen. Er war aber nicht der Anlass. Beeinflusst hat mich vieles:
10.4.2008
Meine erste wissentliche Begegnung mit dem Jakobsweg war im Jahre 2005 bei der Erstkommunion meiner jüngsten Tochter. Ich habe hier als Katechet mitgewirkt. Als Symbol hatten wir eine Muschel. Unserer Betreuerin, Frau Lydia Arthen, hat jeder Gruppe zu Beginn des Unterrichts eine Muschel zur Verfügung gestellt. Ich fragte nach, was dies denn für eine besondere Muschel sei. Man denkt ja, wenn man sie zum ersten Mal sieht, eher an eine Tankstelle oder?
Dies sei eine Jakobsmuschel, genannt nach dem Apostel, dessen Grab man in Santiago de Compostela findet. Diese Muschel ist seit langer Zeit das Symbol der Jakobspilger die nach Spanien pilgern. Die Muschel ist Ausweis und Schutzsymbol zugleich.
11.4.2008
Ich will heute von den Vorbereitungen berichten die ein Jakobspilger so treffen muss. Zuerst muss mal eine Jakobsmuschel her - ich habe meine freundlicherweise von Lydia Arthen zur Verfügung gestellt bekommen. Das Bild oben ist meine Muschel! Des weiteren benötigt man einen "Credencial del Pelegrino" auf deutsch einen Pilgerausweis. Hierzu war ein Empfehlungsschreiben aus unserem Pfarrbüro notwendig. Dies war relativ leicht zu beschaffen. Zusammen mit einem Antrag habe ich dieses nach Aachen zur Jakobsgesellschaft www.deutsche-jakobus-gesellschaft.de/ geschickt. Nach einer Woche hatte ich meinen Pilgerausweis in Händen. Ein Foto findet ihr in der Galerie.
12.4.2008
Heute berichte ich von meinem Training. Ich trainiere ja nun schon seit Jahren: ich gehe Freitags zu den Freitagstrimmern und mache mich fit. So richtig begonnen habe ich am Sonntag, dem 16. März. Ich habe mit einem kleinen Rucksack und meinen Wanderschuhen einen Weg von ca. 12 km zurückgelegt. Unterwegs bekam ich Schmerzen in der Hüfte, ich dachte na toll, mit sowas kannst du deinen Jakobsweg vergessen.
Also bin ich dann am Dienstag gleich zum Orthopäden, der verschrieb mir sofort Einlagen. Ich habe dann zweimal pro Woche jeweils etwa eine dreiviertel Stunde auf meinem Crosstrainer trainiert. Am folgenden Samstag bin ich dann statt mit meinen Wanderschuhe mit Walkingschuhen gegangen etwa 8 Kilometer und ich hatte keine Schmerzen. Am Dienstag nach Ostern habe ich dann meine Einlagen abgeholt und diese in den Wanderschuhen platziert. Es hat nichts geholfen, schon wieder Schmerzen in der Hüfte. Also ist dann meine Entscheidung gefallen: "du gehst nicht in den Wanderschuhen, sondern in den Walkingschuhen".
So langsam hatte ich auch schon fast meine Ausrüstung zusammen und habe am Samstag, den 29. März meinen ersten großen Marsch gemacht. ich bin über Weyer nach Villmar und Runkel nach Ennerich gelaufen. Nicht auf den sonst von mir genutzten Wegen sondern auch mal abseits. Hier stelle ich zu meiner großen Freude fest, dass ich bereits auf einem Jakobsweg (Bild) laufe. Ich bin dann über Ennerich und Lindenholzhausen wieder nach Hause gelaufen. Über 25 Kilometer ohne jegliche Probleme.
Am Sonntag bin ich dann über Weyer an Münster vorbei nach Eisenbach gelaufen. Weil mir das Wasser ausging (ich habe viel mehr gebraucht als am Vortag) bin ich in Selters bei einer Kollegin eingekehrt und habe dort meinen Wasservorrat aufgefüllt. Weiter ging es nach Dauborn und Werschau bevor ich wieder Zuhause eintraf. Wieder 25 Kilometer und noch kein Problem, ich konnte es gar nicht fassen. Leider konnte ich wetterbedingt nicht weitertrainieren (ich weiß doofe Ausrede, in Spanien muss ich ja auch bei Regen gehen), aber ich wollte keine Erkältiung riskieren. Ab jetzt wird aber nur noch mit dem Originalgepäck trainiert. Wie es mir heute erging will ich morgen erzählen.
13.4.2008
Gestern bin ich von Villmar über Runkel, Schadeck und Arfurt nach Seelbach gelaufen. Natürlich mit vollem Gepäck und der kompletten Ausrüstung, bis auf die Stöcke und die Waschmittel. Zwischen Schadeck und Arfurt musste ich etwa 2 Kilometer auf der Straße gehen, da haben doch glatt 2 Autos angehalten und wollten mich mitnehmen. In Arfurt wurde ich angesprochen, ob ich mich verirrt hätte (hier kommt wohl sonst kein Fremder hin). Ab Arfurt bin ich dann dem Lahnhöhenweg bis Aumenau gefolgt, der Weg war hier sehr glitschig und ich bin einmal fast auf meiner Sitzfläche gelandet. In Aumenau habe ich dann den Radwanderweg nach Villmar zurückgenommen. Der Weg war teilweise sehr rauchbelastet, weil eine Feuerwehr am Naturfreundehaus ein großes Feuer angezündet hatte, hier wurde eine große Menge, vor allem nasses Holz
verbrannt. Als ich in Villmar ankam ging es mir sehr gut - ich war nur etwas matt, kein Wunder es war ja auch der erste Marsch mit Gepäck. Heute habe ich nur eine kleine Tour gemacht, da das Wetter sehr wechselhaft war und ich ja noch kein Regencape habe das ich mit dem Rucksack verwenden kann. Der Galgenberg musste als Ziel ausreichen. Nur die Hosenbeine wurden nass - ich muss einen tollen Anblick geboten haben - mit Rucksack und großem Regenschirm.
14.4.2008
Heute war ich in Limburg mir ein wichtiges Ausrüstungsteil besorgen: Einen Umhang für den Regen, er sollte mich und meinen Rucksack abdecken. Das tat er dann auch. Dieses Riesending ging mir bis an die Knie. Es war nicht geschnitten wie ein Poncho, sondern wie ein Mantel, es hatte keine Löcher für die Luftzufuhr. Ich bin 2 mal eine Treppe rauf und runter und schon lief mir der Schweiß den Rücken hinunter. Da das Ding auch noch 40 Euro kosten sollte, habe ich mich dagegen entschieden und mir beim Aldi einen Regenponcho fürs Fahrrad gekauft, den werde ich am Wochenende mal ausprobieren werde.
15.4.2008
Da ich heute nur "Arbeiten" war, will ich weiter über meine Beweggründe erzählen: So richtige Gedanken um den Jakobsweg mache ich mir seit dem Januar letzten Jahres. Andauernd kam ich mit dem Jakobsweg in Berührung: Mal ein Bericht in HR1, mal in der Zeitung oder auch im Internet, spätestens nach 3 Wochen drang der Weg immer wieder in mein Bewusstsein. Ich hatte mich auch beruflich verändert und hatte das Gefühl dir fehlt etwas, doch ich konnte es nicht festmachen was mir abging. Im Dezember 2007 drang der Weg dann mit Macht auf mich ein. Ich sah das Buch von Hape Kerkeling in der Bücherei (lieh es aber nicht aus), hörte wieder im Radio von jemand der den Weg gegangen ist und was er so erlebt hat. Ich habe kurz danach ein tiefsinniges Gespräch mit einem Freund geführt und während dessen kam mir: Wenn sich bis zu deinem Geburtstag nicht etwas geändert hat, dann gehst du den Jakobsweg. Es hat sich nicht verändert und also habe ich mich entschlossen: "Du gehst jetzt den Jakobsweg, egal was da kommt".
16.4.2008
Der Widerstand war anfangs groß: Meine Frau und auch meine Mutter fanden die Idee nicht mal überlegenswert. Meine beiden Töchter dachten wohl, dass ihr Papa komplett abgedreht ist. Einige Freunde verhielten sich erst mal abwartend. Doch dann erfuhr ich immer mehr Zustimmung. Viele Leute fragten: Jakobsweg? Wie lange ist das 50 Kilometer oder mehr?. Wer organisiert das? Wer fährt mir Dir? Als ich dann die Aufklärung gab: Was 800 Kilometer in Spanien zu Fuß? Nicht in einem Hotel? Alles selbst im Rucksack herumtragen? - Das scheint Abenteuer pur - vielleicht doch ganz interessant!
Also hier nochmal die Fakten: Der Weg ist 780 Kilometer lang. Ich laufe ihn in 2 Teilen, da ich nicht lange genug Urlaub am Stück bekommen habe. Ich fliege am 1. Mai vom Flughafen Hahn nach Biarritz. Von hier geht es mit dem Bus zum Bahnhof nach Bayonne. Mit dem Zug geht die Reise nach Saint-Jean-Pied-de-Port. Hier, wo die französischen Jakobswege zusammentreffen ist der Beginn des klassischen Jakobswegs. Es geht dann zu Fuß, gleich mit einer Passüberquerung los.
17.4.2008
Morgens um 6:00 Uhr wird nach dem Aufstehen losgelaufen. Eine Tagesetappe sollte ungefähr 25 Kilometer betragen. Dies richtet sich nach den Herbergen. Herberge? Ja, ich will nicht in Hotels wohnen, sondern in den klassischen Herbergen nächtigen. Mit bis zu 100 anderen Leuten in einem Raum schlafen? Na und, beim Bergwandern schläft man ja auch im Matratzenlager. Wenn man in der Herberge ankommt holt man sich den Stempel in den Credencial. Anschließend ist Wäschewaschen angesagt, denn frische Wäsche für die 17 Tage würden das tragbare Gepäcklimit überschreiten. Da ich kein Packesel bin, habe ich als nur 2 Garnituren Unterwasche und Socken mit (eine zusätzliche als Reserve, falls die Wäsche mal nicht trocknet). 2 Wanderhosen, 1 Pulli, 2 Wanderhemden, 1 Shirt, 1 Jacke, 1 Regenjacke, 1 Paar Sandalen kommen zusammen mit dem Badetuch in den Rucksack. Ein Regenschirm, das oben genannte Cape, ein Erste-Hilfe-Set mit Blasenpflaster, Schlafsack und Toilettenartikel vervollständigen die Ausrüstung.
18.4.2008
Heute habe ich Dank des schönen Wetters eine kleine Tour nach Feierabend gemacht. Ich hatte über eine Stunde Zeit da meine älteste Tochter Jennifer Judotraining hatte. Ich bin also von Dauborn durch den Wald nach Ohren und habe den Rückweg durchs Feld über Kirberg zurück genommen. Das waren etwas mehr als 6 Kilometer. Abends bin ich dann natürlich zu den Freitagstrimmern gegangen. Heute hatten wir eine Trainerin. Manche Übungen haben ganz schön geschlaucht, dafür gab es vor der abschließenden Spielrunde mit Hockey und Volleyball noch eine Rückenmassage. Natürlich nicht von der Trainerin sondern wir haben dies paarweise gegenseitig ausgeführt. Zwischendurch wurden wir noch für das Hallenjubiläum gefilmt und unser Trainer Alfred Schupp wurde für 25 Jahre als Übungsleiter geehrt.
19.4.2008
Der Tag heute ist völlig verregnet, also war ich einkaufen: Duschgel und Schampoo in einem, Waschmittel in der Tube, Rasierschaum in der Tube. Alles möglichst leicht, damit der Rucksack nicht so schwer wird. Am Mittwoch werde ich alles noch einmal auspacken und fachgerecht verpacken, damit ich die Sachen auch im Dunkeln finden kann. Bei dieser Gelegenheit werden ich ein Foto machen damit ihr euch vorstellen könnt was ich so alles mitschleppe. Eine Liste kommt dann auch mit dazu.
20.4.2008 Bilder in der Galerie
Wie geplant bin ich heute Morgen um 8:30 Uhr mit dem Zug nach Niedernhausen gefahren. Ich hatte mir zuerst überlegt im Tal über Idstein und Bad Camberg zurückzulaufen. Doch mir schien eine Bergetappe sinnvoller. Ich bin von Niedernhausen nach Königshofen zur Hohen Kanzel. In Königshofen fragte ich einen Anwohner nach dem Weg, der wies mich darauf hin, dass die Wege im Wald nicht passierbar seien. Ich bin aber dann trotzdem durch den Wald gegangen. Unterwegs traf ich zwei Jogger die mich auf den schlechten Weg hinwiesen, die umgefallenen Bäume seien aber schon beseitigt. Hinter der Autobahn stieg der Weg dann weiter an, war aber noch sehr gut. Ich hörte ein Geräusch hinter mir. Ein Geländewagen kam hinter mir den Berg rauf. Er hielt neben mir, das Fenster ging herunter und ein Mann in Jagduniform fragte mich: „Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie nicht ein Stück mitgenommen werden wollen?“ „Nein, ich bin noch gut zu Fuß!“ war meine Antwort, an die ich gleich die Frage hängte: „Wie komme ich am besten zur Hohen Kanzel?“ „Sie gehen hier den Weg weiter zum Ziegenkopf, hier beginnt meine Revier, und oben gehen Sie dann nach rechts dann ist es nicht mehr weit“, bekam ich zur Antwort. Als ich ihm zum Dank ein „Waidmannheil“ wünschte, meinte er verschmitzt: „NEIN! Es ist doch Schonzeit und außerdem sind wir Jäger nicht nur am schießen. Einen guten Weg noch“. Er gab Gas und war nach kurzer Zeit nicht mehr zu sehen. Nach etwa 5 Minuten kam ich an seinem Auto vorbei, wo er auf mich wartete und mich noch mal auf die nächste Kreuzung hinwies, damit ich ja nach rechts gehe.
An der Kreuzung ging der Weg wirklich nach rechts und nach einer Viertelstunde hatte ich auf einem ziemlich morastigen Weg den Gipfel erreicht. Ich war nun bei 592 Meter Höhe angekommen. Hier oben traf ich auf ein Pärchen, der Sprache nach zwei Holländer. Ich fragte Sie wie der weitere Weg verlaufen würde. Sie meinten, dass es zwar ein wenig feucht sei, aber sonst ganz in Ordnung. „Müssen Sie noch weit?“ haben Sie mich gefragt. Als ich dann erklärte, dass ich in der Nähe wohne und nur für den Jakobsweg trainiere, fanden sie da ganz „doll“. „Wir sind zwar Protestanten, aber wir wollten schon immer Mal dahin“, sagte die Frau und wünschte mir einen noch einen schönen Tag. Das war auch mein Wunsch für sie und setzte meine Wege fort zum Tierpark Engenhahn. Hier angekommen führte der Wege weiter bergab. Leider verpasste ich den Aufstieg zum Roßberg. So ging ich ein Stück der Autobahn entlang und kam dann nach Idstein. Ich bin durch die Stadt gegangen und habe mich bewundert was sich seit meinem letzten Besuch sich verändert hat. Ich werde wohl dieses Jahr noch mal herkommen und mir die Stadt genauer ansehen. Kurz vor dem Stadtende kamen mir 3 Leute mit einem Becher Eis entgegen, dies war der Anlass für mich mich mit 3 Kugeln Eis zu belohnen.
Durch das Wörsbachtal bin ich dann nach Wörsdorf gelaufen. Der Weg war erst toll und wurde dann immer schlammiger. Das quatschende Geräusch ging mir auf den Geist und ich war froh als ich Wörsdorf erreicht hatte. Ein Blick auf die Uhr, es war kurz vor 14:00 Uhr, lies mit keine Wahl: „Du musst ja um 15:00 Uhr auf dem Geburtstag deines Neffen sein, also aufhören und ab zum Bahnhof!“ Ich fuhr also um 14:12 Uhr mit der Bahn wieder nach Hause. Mein Schrittzähler (gell das staunst Du lieber Leser, welche Technik ich einsetze) zeigte mir, dass ich 21786 Schritte zurückgelegt habe, das seien 21,4 km dabei hätte ich 1300 Kalorien verbraucht. Toll was einem die Technik so alles bietet.
21. + 22.4.2008
Leider fressen mich Arbeit und Vorbereitungen auf. Auch muss ich mich um 2 defekte PCs kümmern, deshalb geht es erst am Mittwoch weiter.
23. + 24.4.2008
Ich musste euch leider gestern enttäuschen. Ich habe nach der Arbeit 1,5 Stunden im Garten gegraben und war dann noch unterwegs auf mein Auto die Sommerreifen aufziehen. Also Sachen die unbedingt erledigt werden mussten. Bis ich dann geduscht hatte und noch dem Computer meiner Kollegin wieder die Töne beigebracht hatte war es schon nach 22:00 Uhr und ich schlagkaputt. Deshalb konnte ich erste heute meinen Rucksack fertig packen, Es sind knapp 11 Kilo geworden (schon mit einem Liter Wasser). Ich werde allerdings 2,5 Liter Wasser mitführen und deshalb noch anderthalb Kilo mehr dabei haben.
25.4.2008
Der Stress lässt einen nicht los. Ich war heute noch mal schnell in Kronberg defekte Computerteile umtauschen (2 Stunden weg) und anschließend habe ich für meine große Tochter noch Taxi gespielt und bin dann anschließend direkt zu den Freitagstrimmern gefahren. Hier bin ich natürlich auch wieder auf meinen "Kreutzfeld-Jakobsweg" (so einer meine Trimmerkollegen) angesprochen worden und meine Sportkameraden haben mir eine guten Weg gewünscht.
26..4.2008
Ich war heute wieder mal Taxi für meine Töchter und bin nach Marburg gefahren und ich habe die Zeit dort für meine letzte Trainingswanderung genutzt. Ich war 4,5 Stunden unterwegs und habe ungefähr 20 Kilometer geschafft. Die Strecke ging am Anfang eine gute Stunde stetig bergauf. Zwischendurch hatte man eine schöne Aussicht. Oben war ich an der Unikinik angekommen und bin dann zum Schanzenberg weitergegangen. Dies ist eine steinzeitliche Befestigungsanlage oberhalb von Marburg. Ich habe dann die Universität umrundet und bin durch Feld und Wald wieder zum Ausgangspunkt zurückgekehrt. Ich bin zwar einigen Leuten begegnet, aber die Leute in Marburg und Umgebung sind an Studenten gewöhnt - wohl auch an solche mit Rucksäcken. Für einen Studenten bin ich zwar schon etwas alt - aber ich wurde nur von einem älteren Mann angesprochen der nach den woher und wohin fragte und selbst auf dem Weg in die Klinik war. Bevor das Gespräch sich vertiefen konnte hatten wir die Klinik erreicht und ich ging dann wieder alleine weiter. Ich musste die Autobahn und die Ohm überqueren aber bis zur nächsten Fussgängerbrücke war es mir zu weit, deshalb halb ich an der Kreuzung der beiden Hindernisse die Überquerung gewagt.
27.4.2008
Ich habe heute Mittag mit meinen Töchtern einen Fahrradausflug unternommen. Wir sind 25 Kilometer gefahren und haben zwischendurch ein Eis gegessen. Es ist ein großer Unterschied ob man 25 Kilometer Rad fährt oder die gleiche Entfernung zu Fuß und auch noch mit Rucksack zurücklegt. Vielleicht sollte ich doch das Fahrrad nehmen? Sicher käme ich in einem Rutsch in Santiago de Compostela an. Es kam wohl mir wohl auch deshalb kurzweiliger vor, da ich mich mit meinen Töchtern unterhalten konnte. Ob ich auf den Jakobsweg auch so gute Unterhaltungen haben werde?
Abends habe ich bis 1:00 Uhr alle Sachen erledigt , die noch auf meier Liste standen: Steuer fertiggemacht, Rechnungen bezahlt oder auf Termin überwiesen, Papiere geordnet. Das Gepäck nochmal durchgegangen. Ich habe mit von meiner Mutter (Sie hat übrigens den Hape Kerkeling durchgelesen!) noch ein paar bunte Plastiktüten bekommen. Jetzt kann ich die eingepackten Sachen besser unterscheiden und das Gesuchte hoffentlich schneller finden.
Für die nächsten Tage muss ich noch ein Paar Kleinigkeiten besorgen und einen Termin mit unserem Pfarrer machen, damit ich den Stempel der Pfarrgemeinde für meinen Credencial und für mich einen Reisesegen bekomme.
28.4.2008
Da ich immer öfter gefragt werde wollt ich es hier noch mal erkllären:
Mein Ziel:
Santiago de Compostela wurde um 830 zum Wallfahrtsort, als man die in einem Grab gefundenen Gebeine dem Apostel Jakobus zuschrieb. In der eindrucksvollen Kathedrale schmückt ein vergoldete Baldachin den Altar. Ein ständiger Pilgerstrom bildet Schlangen, eine große Sitzfigur des hl. Jakobus wird als Zeichen der Ehrerbietung umarmt und geküsst.
Santiago de Compostela gehörte neben Rom und Jerusalem zu den bedeutendsten Pilgerzielen des christlichen Mittelalters. Das Einzugsgebiet reichte bis Skandinavien und in das östliche Mitteleuropa. Jährlich treffen etwa 75.000 Pilger zu Fuß, auf dem Fahrrad, zu Pferd oder als Rollstuhlfahrer in Santiago ein. Seit dem frühen 11 Jh. ist die Jakobsmuschel (Pecten maximus) als Pilgerzeichen belegt. 1106 wurde in Italien von Wundern berichtet, die allein durch die Berührung eines solchen Pilgerzeichens stattfanden. Die Muscheln wurden von der Atlantikküste nach Santiago gebracht, üblicherweise mit zwei Löchern versehen und auf dem Markt nördlich der Kathedralentür an die Pilger verkauft. Die Muscheln wurden vorne am Hut getragen und dem Pilger oft mit ins Grab gegeben.
Mein Weg: http://de.wikipedia.org/wiki/Jakobsweg
29.4.2008
Packliste:
Jakobsmuschel |
Tagebuch |
Fotoapparat |
2 Paar Treckingsocken |
1 Boxershorts |
Treckingshirt/Hose |
Treckingsandalen |
Badeschlappen |
Treckingjacke |
Odlopulli |
Sicherheitsnadeln |
Regenjacke |
Wanderhut |
Badetuch |
Seife |
Händehandtuch |
Wäscheleine |
Fahrradhandschuhe |
Klopapier |
Tubenwaschmittel |
Mini-Kompass |
Holzkreuz |
Rosenkranz |
Kabelbinder |
1 Flasche Orangensaft |
Schirmlampe |
Schirm Taschenmesser |
Ohropax |
Hirschtalgcreme |
Duschgel |
Rasiercreme |
Zahnbürste |
Kabelbinder |
Handy |
Ladegerät |
Rheumasalbe |
Blasenpflaster |
Verbandszeug |
Betaisodona |
Isolierband |
10 Äpfel |
Gummibärchen |
Vollkornbrot |
Lakritz |
Stein vom Pfarrer |
Stein von Jennifer |
Stein von mir |
Credencial |
Zahncreme |
Deo |
Sprachführer |
Haarbürste |
und das was ich anhabe.
Heute war ich bis 14:00 Uhr in der Firma. Danach habe ich noch Rasen gemäht und meiner Frau noch die Sommerreifen aufgezogen. Meine Mutter hat mir noch die Wanderhose gekürzt. Die Ausrüstung habe ich nochmal ausgepackt und alles überprüft. Ich habe den Vorabendgottesdienst besucht. Nach dem Ende der Messfeier bin ich in die Sakristei gegangen. Herr Pfarrer Sturm fragte mich (ich hatte ja meinen Wunsch nach dem Reisesegen per Mail geäußert) von wo ich starte und wie lange die Reise gehe. Ich sage, dass ich die erste Hälfte von 800 Kilometern zurücklegen werde. Daraufhin meinte er, dass da ein Reisesegen auf jeden Fall angebracht. Wir sind dann beide von den Altar gegangen wo ich den Reisesegen empfangen habe. Damit es besonders gut wird habe ich auch noch reichlich Weihwasser erhalten. Wir sind dann noch ins Pfarrhaus gegangen und dort habe ich noch den Stempel der Pfarrgemeinde in meinen Pilgerausweis erhalten. Jetzt habe ich alles komplett und kann morgen fliegen.
Das "morgen gehts weiter! " gilt ab jetzt nun nur noch für mich. Ich werde zwar wir versprochen das Gästebuch nutzen um etwas zu schreiben und werde auch von unterwegs auf alle Mails an mich antworten, aber dies kann manchmal etwas dauern bis ich an ein Internetcafe komme.
Danke will ich noch allen sagen die mich unterstützt haben: Anke mit den Korrekturlesen der Seite, alle anderen die mir moralisch unterstützt habe. Danke Volker und Ralf für eure netten Kommentare in meinem Gästebuch und an Günter für die nette Abschiedsmail.
Und jetzt tschüss - oder wie der Pilger sagt "Gott zum Gruße"
Ich bin erst gegen 1:00 Uhr ins Bett. Bis ich alles verpackt hatte mein Rucksack wiegt nun 12,5 kg. Mein Handgepäck, bestehend aus Lebensmittel wie Vollkornbrot, Gummibärchen, Lakritz, Rohessern, wogen nochmal 2,5 Kilo. Ganz schön schwer, ich hoffe ich habe nichts vergessen. Ich war um 6:00 Uhr von selbst wach und habe deshalb noch die Zeit hier etwas zu schreiben.
Um 7:07 Uhr bin ich gestartet und fuhr nun gemütlich Richtung Flughafen Frankfurt/Hahn. Ich hatte ja mit etwa 20 Pilgern gerechnet und als ich zur Warteschlange kam dachte ich treffe eine Gruppe vom Alpenverein beim Jahresausflug. Über hundert Männer und Frauen mit Rucksack. Wahnsinn. Einer ist mir gleich aufgefallen: Ein Österreicher der ganz routiniert seinen Rucksack in einen Müllsack verpackte und mit Klebeband einschnürte. Ich hatte meinen eigenen Müllsack mit, fand aber mein Klebeband nicht, so habe ich gerne das Angebot von ihm angenommen seines zu verwenden. Ich lerne John aus Seesen im Harz kennen.
Der Flug verlief glatt, die Wolken, die am Anfang über Deutschland den Himmel bedeckten waren, wurden immer dünner und als wir in Biarritz zur Landung ansetzten war der Himmel fast wolkenlos. Ich konnte schnell ein größeres Taxi finden, welches mich mit 4 anderen Pilgern für 5 Euro pro Person nach Bayonne zum Bahnhof fuhr.
St. Jean Pie de Port 163 m (798,9 km)
Durch das kleine südliche Tor verlies ich die Stadt. Steil war der erste Anstieg, danach ging es an einigen Bauernhöfen weiter langsam bergan. Acht Kilometer zeigte ein Wegweiser. Kleinigkeit dachte ich, wir haben jetzt 17:00 Uhr im gut anderthalb Stunden solltest am Tisch sitzen und zu Abend essen. Nach einer dreiviertel Stunde bestätigte ein Wegweiser: 4 km. Das läuft gut jubilierte ich innerlich. Der Weg war abwechslungsreich mit einer tollen Aussicht auf das Tal. St. Jean Pie de Port verschwand langsam und eine kleines Dorf, besser eine Ansammlung von 3 Häusern kam in Sicht, ich ging langsam weiter.
...wieder eine Kurve, jetzt muss ich die Herberge sehen! Nein, wieder nichts. Also nach der nächsten. Solang kann doch kein Kilometer sein dachte ich, als ich die nächste Kurve umrundet hatte und die Straße, bis auf ein kleines Stück, etwa 600 Meter lang einsehen konnte. Himmel hilf murmelte ich und kaum gesagt stand ich wie durch ein Wunder vor meinem Tagesziel der
Auberge Orrison 650 m (791,4 km)
Ich betragt den großen Gastraum und sofort kam mir ein junger Mann entgegen und rief mir einige französische Worten entgegen von den ich nur „Komplett“ verstand. Reservée sagt ich und seine Antwort war Nome. Als ich Rathgeber sagte, blickte es in sein Buch und meinte No, no place. Ich versuchte es dann mit dem Vornamen: Wolfgang. Wolfgang, ah, qui, i talk on telephone with the petit Mademosielle in demain, klang es mit einen Gemisch aus englisch und französisch.
Nach dem guten Abendessen ging es ins Bett, in einem 6-Bett-Zimmer waren noch zwei obere Etagenbetten frei. Die Franzosen lagen schon in ihren Betten. Seidenschlafsack und Ohrenstöpsel, für die gesamte Reise eine gute Mischung.
Zum Frühstück um 7:00 Uhr gab es „Café au lait“, Weißbrot mit Butter und Marmelade.
Eine gute Stunde später erreichte ich einem Steinhaufen mit einer Marienfigur. Danach ging es weiter auf der Teerstraße immer an Wiesen entlang. Der Weg ging über den nächsten Pass zur Rolandsquelle. Hier soll der Held im Kampf gegen die Mauren sein Leben ausgehaucht haben. Ich hatte mich schon auf die Quelle gefreut, da ich schon 2 Liter Flüssigkeit durch meine Kehle geschickt hatte und meine Vorräte zu Ende gingen.
Der Weg wurde immer flacher und ich erleichtere mein Gepäck als ich zwei Äpfel aß. Um 11:00 Uhr kannte meine Freude keine Grenze: Es ging nicht mehr nach oben, ich erreichte die Passhöhe des
Col de Lepoeder 1430 m (778,7 km)
Ich fühle mich überglücklich und überlegte wie ich dem Gefühl Aufdruck verleihen könnte. Das fiel mir ein Satz von Pfarrer Norbert Lixenfeld „Verleihe Deiner Freude mit einem Halleluja Aufdruck“. Also habe ich dies getan, ich sang laut ein Halleluja, da ich mich ja alleine wähnte. Ein junger Mann aus Stuttgart hörte dies aber und fragte mich als er bei mir eintraf was ich da gesungen hätte. Ich erklärte es ihm. „I find desch aber ulkik! Kanscht des nochemal mache?“ Also sang ich es alleine und beim zweiten Mal sang er dann mit.
Nach einer halben Stunde erreicht mann durch einen schönen Waldweg das Tal. Imponiert hat mir die verschieden Stadien der Buchen. Oben am Berg waren die Knospen noch zu, unten im Tal waren die Blätter schon ganz draußen. Auch ein Wildbach rauschte zu Tal.
Roncesvalles 962 m (774,1 km)
Die alte Klosteranlage war sehr imposant. In Ihr befinden sich eine Herberge für 240 Pilger, eine Jugendherberge, das alte Kloster mit Kreuzgang und einer schönen kleinen Kirche. Ich kam hier um 12:30 Uhr an besorgte mit den Stempel und ging in die Klosterkirche.Ich setzte mich dann vor das Tor auf eine Bank und genoss die Sonne.
Um 14:00 Uhr hatte ich mich eigentlich entschlossen weiter in der Sonne zu sitzen und abzuwarten was der Tag noch bringt. Doch plötzlich befiel mich eine Unruhe, ich füllte mein Wasser auf und ging los.
Bis zur nächsten Herberge waren es immerhin 22 Kilometer, aber es gab ja laut Führer 3 private Pensionen unterwegs. Ich schritt mit großen Schritten bergab. Ich war noch keine 30 Minuten unterwegs, da musste ich das mitgebrachte Toilettenpapier schon einweihen. Das hätte ich ja nun besser in Roncesvalles erledigen können.
Schöne Wiesenwege, Blicke auf sanfte Hügel machten den Weg sehr schön. Kleine Bachläufe die zu überqueren waren machten das ganze interessant, zumal ich außerhalb der Ortschaften keinem Menschen begegnet bin.
Nach einem Bergkamm ging ich durch einen wunderschönen Buchsbaumwald, hier roch es ganz toll. Ich habe heute schon mindestens fünf mal einen Kuckuck gehört. Kurze Zeit später wird der Buchsbaum durch Ginsterbüsche abgelöst. Auch hier ist der Duft berauschend.
Gegen 16:00 Uhr überholte ich auf einem Anstieg eine spanische Radpilgerfamilie: Der Vater fuhr das Gepäck, die Mutter die etwa fünfjährige Tochter auf dem Fahrradsitz. Das Mädchen hatte einen kleine weißen Hund auf dem Schoß. Mit einem Ola ging ich an Ihnen vorbei. Kurze Zeit später, als er wieder talwärts ging, überholte mich die Familie wieder mit einem Ola. Am nächsten Anstieg war es wieder an mir die drei zu überholen. Bestimmt 10 mal sind wir so abwechselnd aneinander vorbeigezogen.
Ich traf um 18:30 Uhr in Zubiri ein.
Zubiri 528 m (752,9 km)
Hier gab es 2 offizielle Herbergen und eine private Pension. Alle Versuche eine Unterkunft zu bekommen schlugen fehl. Das einzige was es noch gab war ein Schlafplatz in einer schon völlig überfüllten eiskalten Turnhalle ohne Unterlage. Am Morgen des 1. Mai waren etwa 380 Pilger in St. Jean Pie de Port aufgebrochen und am heutigen 2. Mai noch einmal 400. Die Frau die das zweite Albergo führte empfahl uns ein Taxi nach Pamplona zu nehmen und dort zu übernachten. So hätten wir den Vorteil vor den beiden großen Pilgergruppen zu sein und es in den nächsten Tagen leichter bei der Quartiersuche zu haben.
Pamplona 496 m (736,8 km)
Also brachte uns ein Taxi nach Pamplona. Wir wurden vor einem Hotel abgesetzt welches natürlich ausgebucht war. Wir machten uns auf zur Herberge, hier war natürlich auch alles voll. Der Hospitalero (Herbergsvater) gab uns mehrere Adressen von Pensionen. Wir machten uns auf um die Adressen abzuklappern, die uns der Hospitalero mitgegeben hatte. Unsere Suche wurde schließlich von Erfolg gekrönt: 2 Doppelzimmer gab es noch.
Ein paar Tapas füllten den Magen und es ging dann ins Bett.
Bilanz des Tages: Die schönste Bergwanderung, ein schönes Halleluja, eine schöne erfüllte Wanderung, ich bin in Pamplona, noch 731,8 km bis Santiago, wenn so weitergeht bin ich locker am 17. Mai da (Witz), doch Taxi gefahren, bin auch nicht besser wie Hape?
Vor dem Verlassen der Stadt haben wir nicht auf dem Hauptplatz ein paar Fotos gemacht und in einer Bar eine Cafe con Leche (Milchkaffee) und eine Croissant. Einen Abstecher zur Stierkampfarena haben wir auch noch gemacht und sind dann losgezogen den Alto del Perdon mit 735 m Höhe zu überwinden. Direkt hinter der Stadtgrenze geht noch ein kleines Stück bergab und dann stetig bergauf. Man sieht den Bergkamm die ganze Zeit vor sich. Ich traf unterwegs auf eine Touristengruppe aus dem Rheinland. Oben stimmte ich mein Halleluja an. Drei Frauen aus der Touristengruppe haben dann spontan mitgesungen. Ich habe mich dann niedergelassen und Wurst und Brot gegessen. Als ich fertig war kamen die anderen 3 auch oben an.
Als wir genug von der tollen Aussicht hatten ging es in gemächlichem Tempo weiter. .
In Obanos treffen zwei Jakobswege zusammen: der Camino frances (aus Frankreich) und der Camino aragones (hier kommen viele Pilger aus dem Mittelmeerraum). Von hier ging es in die nächste Stadt nach
Puenta la Reina 496 m (708,7 km)
Wir fanden nach dem Ort hinter der berühmten Brücke auf einem Berg eine gute Herberge.W ir buchten gleich die Betten und das Pilgermenü für den Abend zusammen für 17,50 Euro. Enttäuscht waren wir, dass der Swimmingpool gesperrt war. Ich habe geduscht, mich rasiert und dann Waschtag gehalten. Die Wäsche trocknete im warmen Wind und mit der Sonne wirklich fantastisch.
Bilanz des Tages: Einen Berg erklimmen ist schön - ein schönes Nachtlager zu finden auch - aber einen schönen Abend zu verbringen ist noch schöner.
Nach dem Frühstück um 7:00 Uhr geht es los. Wir wollen heute etwa dreißig Kilometer schaffen. Der Weg führt durch ein grünes Tal, vorbei an blühenden Rosen, Weinbergen und Spargelfeldern. Die Luft ist erfüllt vom Zwitschern der Vögel. Ich kann mich nicht erinnern, jemals so viele und so laute Vögel gehört zu haben.
Es geht dann einen steilen Anstieg hoch. Der Weg ist reiner Lehm, wenn es hier regnet, dann kommt hier niemand hoch. Wir sind sehr flott unterwegs und halten in Cirauqu bei einem kleinen Laden an. Hartmut stürzt sofort, kaum das er den Rucksack abgezogen hat, an den Kaffeeautomat. Sein strahlendes Gesicht (endlich Kaffee) verdunkelt sich nach den ersten Schlucken, ist nicht so gut der Automatenkaffee.
Wir gehen weiter nach Estella. Vor der Herberge steht eine lange Schlange, wir gehen deshalb weiter in die Stadt.
Heute ist hier Erstkommunion. Die Kinder tollen herum oder sitzen auf dem Boden des Platzes, bei uns würden die Mütter sofort die Kinder auffordern, sich zu benehmen oder der „Schlag treffen“ wie Hartmut meinte.
Am Morgen brechen wir um 6:00 Uhr auf. Die Straßen sind nass vom Regen. Wir durchqueren die Stadt und nun geht es bergauf nach Irache. Eine knappe halbe Stunde hinter Estella, ist ein altes Kloster. Im ehemaligen Kosterweingut gibt es den auf dem ganzen Weg bekannten Weinbrunnen. Der Wein aus dem Brunnen hat übrigens sehr gut geschmeckt. Es kommt aber nur ein kleines Rinnsal aus dem Auslauf. Für einen Liter hätte man sicherlich eine Viertelstunde warten müssen. Gegen 9:00 Uhr erreichen wir eine kleine Stadt auf deinem Berg: Villamajor de Monjardin. Hier hat schon eine Bar offen. Unsere Bestellung: Cafe con Leche und danach Barquetta (ein halbes Baguette belegt mit Schinken, Käse und Tomaten). Die Bar hat gerade aufgemacht. Die junge Frau hinter der Theke wirkt wie eingeschlafen. Ihre Bewegungen sind sehr langsam und ungeschickt. Hartmut schäkert mit ihrem etwa einjährigen Sohn im Buggy. Die Oma das Jungen ist für die Brote zuständig. Die junge Frau bedient zuerst einen Franzosen mit einem Glas Rotwein. Er war übrigens der älteste Pilger, dem mir auf meiner Reise begegnet ist. Er war 82 Jahre alt, wie ich später erfuhr, ich bin ihm noch zweimal begegnet. Um 14:30 Uhr kommen wir in Torres del Rio an.
Torres del Rio 479 m (654,2 km)
Hier in dem kleinen Dorf gibt es nur zwei beiden Herbergen. Er telefoniert nach Viana mit einer Pension und reserviert dort für uns ein Zimmer.
Vianna 469 m (645,8 km)
Wir werden mit dem Pkw nach Vianna gefahren. Als es die versprochenen Zimmer nicht gibt, trenne ich mich von Hartmut und gehe zur Herberge um zu fragen ob die mir die Dame am Empfang einen Rat für ein Zimmer geben kann. Nach viel hin uns her bekomme ich eine Matratze im Speisesaal.
Ich bin in der Nacht einige Male aufgewacht, weil die Wade schmerzte. Ich habe das Gefühl, dass ich mir wohl zuviel zugemutet habe. Meine Beine schmerzen im Ruhezustand, etwas ganz Neues.
Um 4:30 Uhr(!) kamen die ersten Pilger in den Aufenthaltsraum und machten natürlich das Licht an. Ich habe mich noch einige Male auf der Matratze hin und hergewälzt, aber ich konnte nicht mehr schlafen. Am Stadtrand kam mir ein Pilger entgegen, seine Taschenlampe war leer und er konnte den Weg nicht finden. Matti, so hieß mein neuer Bekannter kam aus Finnland und er sprach sehr gut deutsch. Er erzählte mir dass er evangelischer Pfarrer im Ruhestand sei. Kurz vor der Stadt Logrono kommt man zum kleinen Haus von Donna Felisia. Da diese 2003 verstorben ist, hat ihre Tochter es übernommen einen Stempel mit der Inschrift „Higos - agua - amor“, (Feigen Wasser und Liebe) in den Credencial zu drücken. Nach der Stadt die Weinberge der Weinbauregion Rioja, hier wachsen, wie ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann, sehr gute Rotweine. Vierzig Plätze waren in der Herberge von
Navarette 560 m (621,2 km)
Ich war der 27. Ich habe Klaus und Stefan nochmal getroffen und mit ihnen zusammen zu Abend gegessen.
Das Ehepaar aus Zwickau begann um 5:30 Uhr mit dem Packen seiner Sachen. Um 6:00 Uhr bin ich dann auch aufgebrochen. Kurze Zeit später gesellte sich Matti zu mir. Der Weg ging zuerst durch Weinberge dann über eine Anhöhe. Hier konnte man schon eine kleine Bergkette mit einer roten Felswand sehen vor der die Stadt Najera liegt.
Najera 489 m (604,0 km)
Dieser Ort hat schon bessere Zeiten gesehen, das sieht man vor allem an den Häusern die nicht im Zentrum der Altstadt liegen. Ich gehe direkt zum Albergo. Ich bin der Erste! Um 14:00 Uhr ist die Herberge voll, überzählige Pelegrinos bleiben hier zum Duschen und Essen, sie können später in der Kirche schlafen.
Wie immer ging es schon gegen 5:00 Uhr mit der Packerei los. Schon um 5:30 Uhr wurde das Licht angemacht. Ich habe mich auch aufgemacht. Ich gehe los, es ist noch dunkel. Das Gewitter in der letzten Nacht hat den Weg in eine glitschige Lehmbahn verwandelt. Ohne Stöcke wäre ich bestimmt zweimal auf den vier Buchstaben gelandet.
Der Weg ist sehr schön, aber Mühsam.
Fast oben kam ein Golfplatz mit einem Hotel. Beide waren sichtlich gut besucht. Lauter teure Edelmarken wie BMW, Audi, Porsche und Mercedes standen hier. Danach gab es eine Geisterstadt, im Pilgerjargon Villa de la Morte. Viele Häuser die leer stehen, alle mit Schildern, die Wohnungen zum mieten oder kaufen sind. Ich habe mit die Hosenbeine ganz schön eingesaut und bin froh nach dem Berg einen ersten Blick auf
Santo Domingo de la Calzada 638 m (583,0 km)
werfen zu können. Das Albergo machte dann auch bald auf und es gab schöne Zimmer mit vier Viererabteilen. Ich habe mich erst mal hingelegt, danach die Stadt besichtigt und da begegnete mir ... nach wer wohl ... natürlich Hartmut. Ihm war wieder mal langweilig und er lud mich auf einen Cafe con Leche mit einem Stück Kuchen ein. Der Kuchen war ein sehr mastiger Gewürzkuchen mit Orangeat und Zitronat, er passte nicht so ganz in die Jahreszeit, Hartmut fand ihn ganz toll und er wollte gleich das Rezept haben.
Draußen regnet es sehr stark. Pablo, mein Bettnachbar erzählt, dass es bis Sonntag regnen soll.
Ich bin dann um 5:20 Uhr aufgestanden und um 6:00 Uhr losgegangen. Mit Kalle und Dieter suchte ich den Weg durch das dunkle Santo Domingo. Langsam wird es hell. Wir sind enttäuscht als es im nächsten Dorf keinen Kaffee gibt und so ziehen wir weiter. Es fängt an zu regnen und als es im zweiten Dorf auch keinen Kaffee gibt machen Kalle und Dieter eine Pause. Ich gehe weiter bis zum nächsten Dorf. Ich brauche jetzt auch eine Pause, da es immer noch keinen Kaffee gibt, stelle mich unter einen Torbogen und esse etwas aus meinem Vorrat. Der Weg wird zunehmend schlechter und vor allem nasser. Ich muss immer mehr großen Pfützen ausweichen. Das ist wohl das schlimmste am heutigen Tag, den Regen kann man ertragen, aber zusammen mit dem schlechten Weg verliert man langsam die Lust. Um 12:00 Uhr komme ich an meinem heutigen Tagesziel an, im feuchten
Belorado 772 m (559,9 km).
Ich kaufe ein, dusche und lege ich mich aufs Bett. Ich bin kurz eingenickt und da höre ich eine Stimme die mir bekannt vorkam. Es ist John (der vom Flughafen)!
Ich schlafe tief und lange und einer der letzten der die Herberge verlässt. Es regnet immer noch in Strömen. Ich habe meinen Schirm am Rucksack befestigt und so bleibt der Kopf und vor allem meine Brille frei von den Regentropfen. Je länger ich gehe, desto mehr schmerzt die Wade.
Das Wasser kam von oben und stand in den Gräben und auf dem Weg. Es regnete ja nun schon den vierten Tag und das Wasser kann kaum noch abfließen. Ich gehe weiter und entschließe mich in
Villafranca Montes de Oca 950 m (547,5 km)
es doch zu wagen die Berge zu überqueren da ich es hier sehr trist finde und das Gefühl habe, dass ich mein Tagwerk noch nicht vollendet habe.
Nach einer guten Stunde habe ich die Höhe (1162m) erreicht, was ich mit einem lauten, aber auch einsamen, nassen Halleluja. Nun wird der Weg auch schlechter. Das Wasser steht überall. Ich komme zu einem Tal, das Wasser schießt in Sturzbächen hinunter, vor allem auf dem Weg. Auf der Gegenseite kommt das Wasser genauso ins Tal geschossen und trifft sich unten bei der Brücke über die der Weg führt.
Über eine Stunde lauf ich noch, bis ich das Gebirge verlasse und
St. Juan de Ortega 1040 m (535,3 km)
vor mir sehe. Hier hat sich ein Bach entschlossen nicht mehr unter der Straße seinen Weg zu nehmen, sondern zum Fluss zu werden und über die Straße zu strömen. Mindestens auf fünf Meter Breite wird hier die Straße überflutet. Jetzt bleibt nur noch die Wahl, zwölf Kilometer zurück oder hindurch. Ich nehme also Anlauf und überquere mit sechs großen Schritten das Wasser. Meine Füße sind nun nass und meine Beine bis zum Knie auch. Ich bin erleichtert als von oben Häuser sehe und um 14:00 Uhr in
Agés 970 m (531,0 km)
eintreffe.
Um 5:00 Uhr bin ich durch Koreaner geweckt worden. Sie machen einen Krach und wusseln nur so herum. Entgegen meinem Vorsatz entschließe ich mich um 6:00 Uhr loszugehen. Ich habe sehr schlecht geschlafen. Die gute Nachricht: Die Schuhe ist trocken! Die schlechte Nachricht: Alle meine Sachen sind noch nass. Der Weg ist sehr aufgeweicht und ich muss gut aufpassen um nicht in eine Pfütze zu treten. Oben auf dem Berg ist ein Kreuz, ich singe heute ein leises Halleluja. Ich werde von vielen Leuten überholt, auch von John. Ich entschließe mich von einem Vorort mit dem Bus in die Stadt Burgos zu fahren. Erleichtert lasse ich mich an der Bushaltestelle nieder und packe zuerst mal was zu Essen aus. Schon etwas optimistischer schaue ich auf den Fahrplan. Heute ist Domingo, Sonntag auf spanisch, was mir Pablo erklärt hatte. Kurz auf die Uhr geschaut, 10:10 Uhr. Der nächste, das ist auch der erste Bus für heute, fährt um 17:20 Uhr, das wären nur fünf Stunden und zehn Minuten. Ich sitze 5 Minuten, trinke mein Wasser aus und schultere meinen Rucksack, setze einen Fuß vor den anderen und gehe Richtung Stadt. Ich gehe über eine Stunde bis ich endlich das Ortsschild von
Burgos 860 m (506,0 km)
erreiche. Langsam, aber dann immer eindringlicher, drang dann ein Läuten auf mich ein. Es war ein großes Geläute, aber nicht so wohltönend und tief wie in unseren Kirchen, es war eher heller und klang nach Blech. Eine Ecke später sah ich die Kathedrale, ein riesiges Bauwerk auf einer noch größeren Fläche. Den Limburger Dom kann man mehrmals darin platzieren. Ich besuche den Gottesdienst und finde einen Platz in der Herberge.
Ich habe etwa eine Stunde tief und fest geschlafen und als ich aufwachte hörte ich eine mir bekannte Stimme. Nein, nicht John, das hatten wir ja schon, sondern Manfred aus Düsseldorf. Wir haben Hunger und gehen in eine Bar und entschließen uns für Tapas und Rotwein. Wir treffen noch andere Pilger vor der Herberge und trinken noch etwas Wein bevor uns der Herbergsvater ins Bett schickt.
Kalle weckt mich um 6:30 Uhr durch einen Schubser, da der Herbergsvater mich durch Rufen vergeblich versucht hat zu wecken. Der Stadtrand ist nicht weit, schon nach 10 Minuten gehe ich durch grüne Natur. Die Luft ist sehr feucht und man kann vor lauter Nebel höchstens 50 Meter sehen. Nach einer Stunde überquere ich auf einer Brücke die Autobahn und sehe hier wunderbarerweise die Sonne bevor der Weg wieder im Nebel verschwindet. Der Weg ähnelt hier einem Mienenfeld, man spürt noch die Folgen des tagelangen Regens. Die Pfützen reichen oft über den ganzen Weg, so dass man zu Teil in die angrenzenden Felder ausweichen muss.
Ich bin ganz in den Gedanken versunken als eine weibliche Stimme mir ein „Buen Camino“ zurief. Es war die Schweizerin die in Belorado das Bett neben mir hatte. Ob ich heute noch den Mont Blanc besteigen wolle, mit meinem Tempo, fragte sie mich. Ich meinte ich wäre in Gedanken gewesen. Das müssen schöne Gedanken gewesen seine meinte sie, da ich die Aussicht gar nicht genießen würde. Ich schaute mich um und entdeckte, dass ich den Passhöhe fasst erreicht hatte und fing kurz darauf an mein Halleluja zu singen. Sie schaute mich kurz staunend an und fiel dann ein. Man konnte hier schon das nächste Dorf sehen es war nur noch einen Kilometer bis nach
Hornillos del Camino 822 m (486,3 km)
Ich fragte mich ob ich wirklich schon Schluss machen wollte. Mir ging es einfach zu gut. Ich ging in den Laden und kaufte mir ein Bocadillo, zwei Apfelsinen, zwei Äpfel, Wasser und Fruchtsaft. Ich setzte mich vor den Laden und aß mein Bocadillo und bereitete aus Wasser und Saft eine Schorle. Ich verließ das schöne Dörfchen mit seinen mittelalterlichen Häuschen und ging hinauf auf die Hochebene. Hier erklang mein viertes Halleluja für heute.
Es war um die Mittagszeit, die Sonne schien vom wolkenlosen Himmel und wir hatten eine gefühlte Temperatur von 30 Grad. Ich trank auf der ganzen Strecke drei Liter von meinem Wasser-Saftgemisch. Man konnte sehr weit sehen: Weizenfelder, Steinhaufen, Weizenfelder, Steinhaufen, Weizenfelder und Pilger waren zu sehen, aber kein Ort. Ich glaubte schon Verdursten zu müssen als sich der Weg ins Tal senkte und
Hontanas 875 m (475,3 km)
auftauchte.
Da es zwei Herbergen gibt ist ein Schlafplatz kein Problem, John und Helga sind bei mir im Zimmer.
John hat mich um 6:30 geweckt. Alle anderen waren schon aufgebrochen. Wir haben in aller Ruhe gepackt und entschlossen uns heute gemeinsam zu laufen. John will heute 30 Kilometer weit gehen. Ich sagte „Schaun mer mal, dann sehn mers schon“ und wir brachen auf.
Nach sechs Kilometern kommt man an ein altes Kloster. Besser gesagt an eine Ruine, die Straße führt mitten durch die ehemalige Kirche, sehr kurios. Noch kurioser war der nächste Ort. Von weitem sichtbar um einen Berg mit einer Burg gebaut erkennt man drei Kirchen und ein großes Kloster.
Costrojeriz 808 m (465,3 km)
Am Ende des Ortes hat man einen guten Blick auf den 911 Meter hohen Tafelberg Alto de Mostelares. Wir gingen flott den steilen Anstieg, wurden aber trotzdem von der Schweizerin überholt. Nach zwei Stunden Wanderung, die meist leicht bergab ging kamen wir an ein historisches Pilgerhospital aus dem 13. Jahrhundert, das eine Kapelle, einen großen Essensbereich und einen Schlafbereich enthielt, dies alles in einem Raum. Es wirkte sehr historisch Nur eine viertel Stunde weiter begann der Ort
ltero de la Vega 759 m (454,1 km)
Der Ort ist sehr klein, hat aber einen Laden. Wir kaufen ein und wollen uns einen netten Platz zum Essen auf dem Weg zum nächsten Ort suchen. Wir verließen das Dorf. Kurz hinter den ersten Häusern fallen ein paar Tropfen. Ein kurzer Blick genügt, wir beide sind der Ansicht, dass jemand der Meinung ist, dass wir weitergehen sollen, also drehen wir um und gehen ins Dorf zurück, obwohl es eigentlich nicht nach Regen aussah.
Hier sehen wir eine kleine Herberge mit nur zwanzig Betten.
Beim Abendessen sind wir eine lustige Truppe: John aus Seesen, Jim aus Kanada, Alex aus Heidelberg, Sergio aus Venedig, Uta aus Garmisch, Magrit aus Norwegen, Helmi aus Holland, Anne und Chantal aus Paris und ich. Als Vorspeise gab es eine tolle Paella. Die Verständigung unter uns ging immer besser. Die beiden Französinnen sangen uns das franzische Pilgerlied vor.
Zum Hauptgang gab es Hühnchen, Fisch oder Fleisch. Zum Nachtisch gab es die typische Auswahl aus Eis, Früchten, Flan oder Joghurt.
Der Wein war besser als von Andreas angekündigt, okay die Farbe war für einen Rotwein sehr dünn, eher rosé, aber der Geschmack war gut. Die Stimmung stieg und die Verständigung war immer besser. Wir haben immer wieder das Lied gesungen, Wein (wurde noch zwei mal nachgefüllt) getrunken und uns des Pilgerlebens erfreut. Sergio klagte über seine Ferse, er meinte er sei jetzt „Schuhmäker“ und zeigte uns seine Pumaschuhe: Er hatte kurzerhand die Ferse abgeschnitten. Magrit packte ihr Strickzeug aus und es wurde immer gemütlicher. Um 22:30 Uhr gingen wir alle sehr gut gelaunt ins Bett.
Um 7:00 Uhr sind wir aufgestanden und dann gleich los, Unterwegs haben wir auch noch Helmi und Magrit getroffen und zusammen ein Ultreia gesungen.
Im nächsten Dorf haben wir Horst getroffen. An einem Kanal ging der Weg entlang. In
Fromista 787 m (439,4 km)
kamen wir an einen Laden. Wir kauften uns ein Frühstück ein und setzten uns auf eine Bank vor dem Geschäft. Andreas und Horst kamen kurze Zeit später und setzten sich zu uns. Wir trennten uns und ich setzte mit John den Weg fort.
Als es unterwegs anfing zu regnen und ich meine Regenjacke auspacken wollte sagte John: „Was willst Du mit der Jacke, das bißchen Regen verdampft an unseren heißen Körpern“. An jeden Feldweg oder Straße wurde der Weg durch 2 Pfosten mit je einer Jakobsmuschelkachel getrennt. Man konnte teilweise mehr als fünfzig dieser Pfosten sehen. Als wir in
Villalcázar de Sirga 809 m (426,3 km)
ankommen, hat gerade die Herberge aufgemacht. Wir stellen uns in die Schlange und bekommen noch schöne Betten.
Um 7:00 sind wir aufgestanden und losgezogen. Der Weg ging noch immer zwischen den Steinpfosten weiter die ganze Stecke bis
Carrión de los Condes 838 m (420,4 km)
In der Stadt sind wir in einen Spar gegangen und haben uns ein oppulentes Frühstück gekauft.
Wir machten uns auch auf den Weg und verließen die kleine, aber feine Stadt und begaben uns nun auf die lange Strecke ohne Herberge.
An einer alten Abtei, mehr eine Ruine, machten wir Rast und bereiteten unserer Frühstück. Wir waren gerade so richtig am Essen, wer kam, klar Hartmut mit seinen zwei Frauen. Sie warteten doch wirklich bis wir fertig waren und gingen dann mit uns zusammen los.
Hier nun ein Zitat aus dem Reiseführer: Rund 1/4 Std, nach der Abtei beginnt die Via Aquitana, die sich schnurgerade durch die fast baumlose, mit Getreidefeldern kultivierte Ebene zieht. Nach rund 21/4 Std. kommt endlich der Kirchturm des Friedhofes von Calzadilla de la Cueza in Sicht, doch bis dahin dauert es noch immer eine lange 3/4 Std.
Doch die Freude war groß als wir an den Friedhof kamen und den Ort erblickten. Wir gingen zur Herberge und holten uns den Stempel und gingen weiter ins Dorf. Es fing nun an richtig zu regnen und so kehrten wir in einem Gasthaus ein. Andreas meinte zu John: „Du siehst ganz schön geschafft aus. Das spricht nicht für eine gute mentale Vorbereitung. Du musst einen solchen Weg mit dem Kopf gegen, dann macht er Dir nichts aus“
Der Camino ging nun einer wenig befahrenen Straße entlang und so kamen wir auf einem schönen Weg nach
Terradillos de los Templarios 885 m (392,2 km)
Bei Abendessen, ich aus nur das Hauptgericht und zahlte nur vier Euro, saßen zwei Damen aus Hamburg an unserem Tisch. Sie waren ohne Gepäck reisende Hotelpilger, d.h. sie haben jeden morgen von einem Gepäckservice das Gepäck abholen lassen zu ihrem Tagesziel bringen lassen und konnten so erleichtert reisen.
Ein Blick ins Internet bestätigte mich in der Absicht am nächsten Morgen nach Sahgun, meinem Idealziel zu wandern. Der Abend war noch sehr lustig, so dass wir die Zeit vergaßen und erst nach zehn Uhr hochgingen. Natürlich war das Licht schon aus und da ich mein Bett noch nicht vorbereitet hatte, musste ich alles im Dunkeln herrichten.
John und ich ließen es heute ruhig angehen. Wir gingen im Nebel langsam bis in den nächsten Ort wo wir eine Kaffee tranken. Hier trafen wir auf Horst der hier übernachtet hatte. Er holte uns ein als wir unser Tagesziel schon sehen konnten. Bei einer kleinen Kapelle machten wie eine kurze Rast und gingen zusammen weiter nach
Sahagún 816 m (379,3 km)
Wir setzten uns an eine Bar draußen in dies Sonne und tranken eine Runde Bier auf meinen Abschied. Es wurden dann insgesamt dreieinhalb Runden Bier. Zwischendurch kamen Andreas und andere Bekannte des Weges und verabschiedeten sich von mir. Ich kaufte Verpflegung für die Bahnreise ein und verabschiedete mich von Horst. John wollte heute nicht mehr weitergehen, so begleitete ich ihn zur Herberge wo er ein Bett neben Jim bekam. Ich hätte gerne noch einen Stempel in meinen Crendencial gemacht aber die gab es erst ab 15:00 Uhr.
Zusammen gingen wir zum Bahnhof wo ich eine Fahrkarte kaufte. Nach einem herzlichen Abschied von John war ich alleine auf dem Bahnsteig. Ich aß etwas und wartete ein gute Stunde auf den Zug.
Je länger der Zug fahrt desto mehr erkenne ich meine Leistung. Über 5 Stunden fährt der Zug zur Grenze, kein Bummelzug sondern vergleichbar mit einem Intercity. Es ist eine riesige Entfernung die ich in diesen zwei Wochen überwunden habe und weiß nun weshalb der Weg einem so viel abverlangt.
Ich denke an Zuhause und freue mich auf meine Kinder. In Hendeye, dem ersten Ort hinter der französischen Grenze nehme ich mir ein Hotelzimmer.
Bis hierhin findest Du auch Bilder in der
Um 7:00 Uhr stehe ich auf und gehe direkt zum gegenüberliegenden Bahnhof. schon um 8:30 bin ich am Bahnhof in Bayonne. Ich gehe zu Fuß durch die Stadt und besuche in der Kathedrale einen Gottesdienst. In der Stadt kaufe ich ein Baguette für meine jüngste Tochter und trinke meinen letzten Café au Lait. Auf dem Weg zu Flughafen fängt es an zu regnen.
Um 13:00 Uhr geht mein Flieger und ich lande ziemlich pünktlich in Hahn.
Abend nehme ich an einem symphonischen Konzert des Blasorchesters teil in dem meine Tochter ein schönes Solo spielt. Ganz besonders hat es mir das erst Lied angetan: "New Horizons" - ich konnte förmlich den Jakobsweg spüren.
Ich habe mich wieder eingelebt und sehr viel erzählt. Das Interesse war sehr groß. Ende Januar 2009 stellte sich die Muskelverkürzung die solche Schmerzen auf dem Jakobsweg bereitet hat als Bandscheibenvorfall heraus und wurde dann Mitte Februar operiert. Teil der Therapie war dann ab Mitte März fast täglich 5 Kilometer gehen. So habe ich eine gute Grundlage für das Training für dieses Jahr.
Erste Wanderung mit Freunden von Altendiez zu einem See. Auf meine Frage wo dieser See sei, meinte mein euer Bekannter (erst ein halbes Jahr in der Gegend, doch erhabe ihn vom Auto aus gesehen. Wir haben tatsächlich ein Gewässer gefunden: 250 km breit und 30 Meter lang. Es war die Lahn und trotzdem ein schöner Spaziergang.
Im April habe ich mehrere Wanderungen ohne Gepäck unternommen, die etwa eine Länge von acht bis zehn Kilometer Länge hatten.
Nachdem die Ärzte mit grüner Licht gegeben haben mit 10 Kilo Gepäck zu wandern, gehe ich nun mit Rucksack.
Erste Wanderung mit Gepäck. Ich gehe zuerst über das Feld nach Weyer. Direkt am Ortsanfang nehme ich als einem Hof, unter einem Carport laute Schnarchgeräusche wahr. Vier junge Männer liegen da und schlafen ihren Rausch aus, dies lassen jedenfalls die Bierkästen vermuten die an den Füßen gestapelt sind. Ich such den Weg den meine Arbeitskollegin mir beschrieben hat, der von hier nach Münster führen soll. Da begegnen mit zwei Hunde. Der eine schwarz mit einem blauen Halstuch, der andere braun und weiß mit einem roten Halstuch. Der gefleckte fletscht die Zähne und ich führ mich bedroht. Glücklicherweise habe ich die Stöcke in der Hand. Während ich mich auf den Gefleckten konzentriere, pirscht sich der Schwarze an mich heran. aus dem Augenwinkel nehme ich ihn war. und kann gerade noch zurückweichen, trotzdem beisst mich der Hund in den Oberschenkel. Glücklicherweise war ich am Ausweichen und so hatte ich keine Wunde davongetragen. Die unstehenden Leute reagierten überhaupt nicht, meinten nachher die gehören uns nicht die sind wohl wieder mal weggelaufen.
Ich bin weiter, mehr oder auch weniger auf festen Wegen bin ich weiter nach Münster und dort zum Reitplatz wo ich meiner Kollegin beim Springreiten zuschaute. Bergab am Münsterer See vorbei und durch Münster ging es den Berg auf der anderen Seite des Ortes wieder hinauf. Dem Waldrand entlang geht es über den Galgenberg wieder nach Hause.
Am nächsten Tag habe die lange Strecke ganz gut gespürt.
Ich war heute wieder bei den Freitagstrimmern. Ich bin noch nicht fit. Beim Hockey und beim Volleyball bin ich meist den berühmten Schritt zu langsam. Beim anschließenden gemütlichen Beisammensein habe ich den Auftrag erhalten, für den 29. Mai eine Wanderung nach Selters zu organisieren.
Mein Training war heute eine 25 km Radtour. Ich bin über Limburg und Offheim, nach Dehrn gefahren und dann durch den Wald und übers Hochfeld wieder nach Hause zurück. Bis auf das Sitzfleisch ging alles gut..
Bei den Freitagstrimmern ging es mit heute viel besser. Beim Basketball habe ich sogar einige Bälle versenkt und beim Volleyball ging es richtig gut. Die Krankengymnastik und die täglichen Übungen scheinen sich auszuzahlen. Die Frotzeleien wegen des Jakobsweges haben jetzt richtig angefangen.
Dieses Wochenende passt das Wetter. Ich plante den Jakobsweg von Diez nach Obernhof zu laufen. In Diez ging es gleich den steil den Berg hinauf. Oben hat man einen schönen Blick zurück auf Diez. Der Weg ist sehr gut ausgeschildert. Man richtet sich nach dem schwarzen "L" des Lahnhöhenwegs und der gelben Jakobsmuschel auf blauem Grund. Bergab geht es dann nach Fachingen. Hier war der typische Samstagmorgenbetrieb mit Heckenschneiden und Rasenmähen. Danach ging es steil den Berg hinauf und man hatte von oben einen tollen Blick durch das Lahntal bis zum Feldberg. Jetzt merkt man auch die vergangenen Regentage. Der Wege wurde ziemlich morastig. Nach knapp zwei Stunden erreiche ich Balduinstein, nun wieder auf Lahnniveau. Ich mache eine kurze Pause und nun ging es wieder steil nach oben. Der Weg ging um die Schaumberg herum. Diese sieht man von unten oder von Ferne besser als von der Nähe, die Sicht ist von Bäumen verstellt. An einem Bauernhof vorbei ging es weiter auf dem "E5" einem Europawanderweg. Hier verlässt der Weg die Lahn um eine Schleife abzukürzen. Hier verließ ich den "rechten Weg". Zwar war es bisher eine schöne Wanderung, doch irgendwie entfernte ich mich immer mehr von der Lahn. Ich kam in einen Ort.: Schönborn. Plötzlich steht ich vor einem Wegweiser. "Katzenelnbogen 5 km - Laurenburg 10 km". Die lies nur einen Schluss zu: Falsch gelaufen! So ein Mist! der Weg nach Laurenburg wäre auf der Straße gewesen und so habe ich abgebrochen und einen Freund in Diez angerufen, der mich dann abgeholt hat und nach Diez zu meinem Auto gebracht hat.
Heute gehe ich zwei Stunden von Dehrn durch den Wald zu den Ortsrändern von Ennerich und Eschhofen. Anschließend wieder zurück nach Dehrn. Da ich nicht allein gehe ist der Weg recht kurzweilig.
Abends radele ich nochmals nach Selters, um einen neuen Fußweg für Freitagstrimmer zu finden. Leider war der Wald durch die Waldarbeiter ziemlich durchwühlt und auch sehr matschig und ich kann keinen schönen Weg finden.
Heute habe ich mir vorgenommen den "schönen" Weg nach Selters zu finden. Doch ich gehe querfeldein durch Feld und Wald und kann keinen geeigneten Weg finden. Ich gehe als über 3 Stunden durch die Natur.
Auch heute läuft es gut im Sport. Meine Mannschaft verliert zwar haushoch beim Hockey. Wir können das aber beim Badminton und beim Volleyball umdrehen. Alles in allem, ein gelungener Abend. .
Den Besuch eines Freundes nutze ich für einen Rundgang ums Dorf. Wir gehen über die Höhe zur Berger Kirche und durch das Tal wieder zurück.
Mit meinen Töchtern und meinem Neffen mache ich einen Ausflug zum Opelzoo.
Heute ist die Wanderung mit den Freitagstrimmern. Wir gehen auf der Höhe der ICE-Strecke entlang, bis oberhalb von Selters und dann durch den Wald ins Dorf. Die Wanderung dauert zweieinhalb Stunden. Hungrig kommen wir am Restaurant am Schwimmbad an und verbringen einen netten Abend. Nach einem guten Essen gehen einige von uns der kurzen Weg wieder zurück, was wir auch in einer knappen Stunde schaffen.
Heute bin ich 30 Kilometer Rad gefahren. Ich bin voll fit, die Berge waren ziemlich leicht..
Heute stand ich eine Wanderung von Diez an den Herthasee bei Holzappel auf dem Programm. Es ging die 12 Kilometer fast nur bergauf. Ein gutes Training! Meine Begleitung hat sich noch ins Wasser gestürzt, mir war es aber viel zu kalt.
Heute Abend gab um es gegen 19:40 Uhr nach dem Gottesdienst meinen Reisesegen. Diese Mal nicht mit dem großen Besteck sondern einen richtigen Jakobspilgersegen. Der große Reisesegen aus dem letzten Jahr hält wohl noch vor, ich bin ja auch noch nicht angekommen.
Heute habe ich mich nur gebildet und einen Krimi über den Jakobsweg fertiggelesen.
Heute ist der Tag vor der Abreise. Vieles steht noch auf meinem Plan: Friseur, einkaufen, Bürokram, die letzten Kleinigkeiten packen. Natürlich ist heute noch mal ein Großkampftag in der Firma, statt um 13:30 Uhr komme ich erst um 15:00 Uhr aus dem Betrieb. Schnell noch bei einem Kunden eine Datensicherung. Dann nach Hause. Besorgungen machen, dann zum Friseur. Ich schaffe es gerade bis 20:00 Uhr fertig zu sein um zu den Freitragstrimmern zu kommen. Heute habe ich gut geschwitzt und mich gut angestrengt. Nach der Dusche fühle ich mich voll fit. Ein schönes Weizenbier und dann ab nach Hause. Die letzten Sachen packen, meine Tochter von der Klassenfeier abholen und dann ins Bett. Ich melde mich dann das nächste mal vom Weg.
Volker hat mich um 7:30 Uhr abgeholt und nach einem Kaffee sind wir um 8:00 Uhr aufgebrochen. Die Fahrt nach Hahn war komplett im Regen.
Auf dem Flughafen traf ich auf zwei Brecher, die mit mir nicht nur bis Santander geflogen sind, sondern auch noch eine ganze Strecke mit dem Zug. Alles lief super und ich kam um 18:30 Uhr in Sahagun an und fand auch noch ein Bett in der Herberge. Die anderen Pilger nahmen mich auf, als wäre ich gar nicht weggewesen.
Erster Marschtag, ich bin bis Reliegos gelaufen, ein Strecke von 31 km. Der Himmel war bewölkt bei 18º C. Ich kam gut voran und habe das Ziel um 15:00 Uhr erreicht. In einer netten Bar ein Pilgeressen mit neuen Bekannten genossen.
León war heute mein Ziel, dafür musste ich 24 km wandern, Davon eine Stunde im Regen, doch gegen 10:00 Uhr schien dann die Sonne. Das Laufen ist mir sehr schwer gefallen, ich hatte mir eine Blase zugezogen. Ich habe bei den Beneditinerinnen ein Bett in einem grossen Schlafsaal gefunden.
Nachmittags habe ich die Stadt und die Kathedrale besichtigt. Um 19:00 Uhr habe an einem Gottesdienst teilgenommen. Die Nonnen aus dem Konvent haben sehr schon gesungen. Genauschön war dann der Pilgersegen um 21:30 Uhr
Heute ging es 2 Stunden aus der Stadt! Dann lange Zeit über Wege aus Rotem Sand. Ich habe ein nettes Quartier gefunden in Villar de Masserif, 400 Meter vor der 300 Kilometergrenze. Die beiden nächsten Tage lasse ich ruhiger angehen, da jetzt die Berge kommen und meine Blase jetzt die Größe eines Hühnereis erreicht hat. Habe 2 Damen aus Sylt getroffen, von den eine sogar einen Schminkstift dabei hat. Wir verleben einen lustigen Abend bei frisch gemachter Paella und einer deutschen Gruppe in der urigsten Herberge auf dem Weg.
Ich habe wegen meiner Blasen für die nächsten beide Tage kleinere Etappen eingeplant und bin heute bis Hospital de Obriega gekommen. Hier war gerade Markt. Ich habe mir ein Kilo Kirschen gekauft und sofort aufgegessen. Wohne wieder mit den beiden Damen aus Sylt zusammen, mit denen ich auch schon gestern in einem Zimmer war. Da die Spezialiät der Stadt "Trucha" (Forelle) ist haben wir auch gleich zu Mittag gegessen. Die Herberge ist sehr schön.
Wieder 18 km von der Strecke geschafft! Nur noch 270 Kilometer bis Santiago. In der Bischofsstadt Astorga gibt es viel zu sehen. Eine sehr schöne Kathedrale und ein impossanter Bischofspalast in dem nie ein Bischof gewohnt hat. Wir haben heute Mittag ein großes Mahl gekocht. Ich war für den Salat zuständig und habe ihn spanisch angemacht - und er hat sogar gut geschmeckt. In der Herberge gab es einen Brunnen für die Füße, der soll Blasen heilen und verhindern - das Wasser ist jedenfalls so kalt, dass die Blasen gleich einfrieren - brrr.
Morgen geht es nach Rabanal de Camino und damit in die Montes de Leon. Jetzt gibt es keine große Stadt mehr anzusehen, nur noch Natur!
Der Weg von Astorga war sehr schön. es geht nun langsam aufwärts. Die Landschaft verändert sich. Ginster steht wieder am Wegesrand. Nach 3 Stunden mache ich eine Kaffeepause, hier holen mich meine Begleiterinnen aus Sylt wieder ein. Die Herberge in Rabanal wir erst um 14:00 Uhr geöffnet und wir warten im Schatten einer großen Kastanie, es sind heute 23º. Die beiden Damen aus der Pfalz, die ich gestern in der Herberge kennen lernte, treffen auch ein und so verbringen wir den Nachmittag zu fünft in dem schönen Garten. Ich bekomme meine Blase fachfraulich versorgt und wir bereiten das Abendessen gemeinsam nach dem wir in der Herberge zum 5:00 Uhr-Tee bewirtet wurden. Abends soll es einen Pilgersegen geben, doch die Patres des Klosters nebenan sind nicht da. Und der Laienbruder wurde beim Essen gestört und macht den Segen sehr lieblos und in Eile. So ist das halt wenn ein Bayer (aus St. Ottilien) beim Essen gestört wird.
Steil nach oben ging der Weg zum Cruz de ferro. Um 6 .30 Uhr bin ich gestartet, da es heute 30º werden sollen. Die Höhe habe ich nach zwei Stunden erreicht und habe auch nach dem Eintreffen ein Halleluja gesungen. Meine Frauengruppe kam kurz später und dann haben wir oben beim Kreuz noch mal zusammen ein Halleluja gesungen.
Bergab war der Weg beschwerlich und wir haben in El Acebo Quartier bezogen. Eine nette Herberge in der heute Abend gemeinsam gekocht wird. Angelo der Herbergsvater (sehr nett und freundlich) bringt die Sachen und teilt die Pilger zum Schnippeln und Kochen ein. Ich bin für den Salat zuständig (wird langsam zur Gewohnheit). Wir erleben einen schönen Sonnenuntergang.
Bis Santiago sind es nun noch 230 Kilometer und noch ein dicker Berg. Ich hoffe in 10 Tagen in Santiago einzutreffen.
Von El Adebo ging der Weg teils steil ins Tal. Wir haben im ersten Dorf in der Ebene einen Kaffee genossen. Mit frischer Kraft ging es weiter nach Ponferada. Hier läuteten die Glocken, wir sind gleich zur Kathedrale gegangen und haben es noch in den Gottesdienst geschafft. Danach fand die Fronleichnamsprozession statt. Hier in Spanien heißt das Corpus Christi. Zuerst gingen Fahnenträger mit 4 Meter hohen Fahnen, danach eine Marienfigur auf einem silberen Podest, geschmückt mit mereren hundert weissen Rosen, getragen von mehr als 30 Männern. Das Orchester spielte tolle Musik. Es lief mit eiskalt den Rücken hinunter. Wir sind in der schweizer Herberge untergekommen. abends haben wir Waltrauds Geburtstag gefeiert.
Die gestrige Etappe forderte mir und Inge einiges ab. Wir sind mit Schmerzen gestartet haben uns aber mit einigen Pausen und viel Obst bis Villafranca durchgekämpft und nächtigen in der Herberge von Jesus bei Ave Fenix. Diese Herberge war der unterste Standard auf meinem Camino. Toiletten und Duschen waren schon 20 Jahre alt und bis heute wurde wenig repariert. Trotzdem hatte die Herberge ein ganz eigenes Flair, das vom nicht besonders gelungenen Pilgeressen wieder zerstört wurde. Die Suppe war sehr gut, aber das Rührei und Thunfisch im Teig waren schon sehr gewöhnungsbedüftig. Die Kirschen die zum Nachtisch serviert wurden waren zum größten Teil schon überreif.
Von Villafranca ging der Weg über eine Brücke, danach Bergauf, da wir den Camino Duro, den harten Weg gewählt haben. Es ging mehr als 400 Höhenmeter bergauf und wir wurden mit einem der schönsten Ausblicke belohnt, die der Camino bieten kann. Auch der Weg durch einen Esskastanienwald war ein Erlebnis. Bergab ging es wieder ins Tal, wo wir an der Landstrasse entlanggingen an der Hape gegen die Lkws gekämpft hatte. Es war wirklich nervig und dauerte zu unserem Glück nur 5 km (wegen Camino duro). Es ging weiter bergauf und wir trafen auf 900 Meter Höhe in La Faba sehr abgekämpft ein. Wir haben uns ein Super Essen gekocht, ich laufe als Koch langsam zur Hochform auf. Meine Spaghetti mit Tomaten und Zwiebel, gewürzt mit Sardinen war vorzüglich. Wir hatten in der Kirche nebenan ein sehr bewegendes Abendgebet mit einem0spanischen Franziskanerpater.
Über der Cebreio und 2 weitere Pässe haben wir nun die Berge überschritten. Die Aussicht ist unbeschreiblich. Wie im Allgäu grün, weite Sicht, Kühe mit Kuhglocken ... nur viel, viel schöner. Es war ein langer Weg heute und wir sind erst nach 16:00 Uhr in der Herberge eingetroffen. Kilometer war es nur 26, aber durch die Pässe war es eine Superleistung. Wir hatten strahlenden Sonnenschein wie schon die letzten Tage, nur gestern Abend gab es einen kurzen Gewitterregen. In Galizien gibt es nun alle 500 Meter einen Stein, der letzte den ich heute passiert habe zeigte: 130 nach Santiago. Bei 25 Kilometer am Tag werde ich am Montagabend in Monte de Gozo eintreffen und die letzten 5 Kilometer nach Santiago am Dienstag zurücklegen. Also am Dienstag um 11:30 an mich denken - ich werde es umgekehrt auch machen. Am Abend gibt es einen sehr ungewöhnlichen Pilgergottesdienst, Der Pfarrer spricht auf spanischen und läßt von einen italienschen Pilger ins Englische Übersetzen.
Heute ging es um 7:00 Uhr los. Erst mal bergauf und dann einen wunderbaren Blick uber ein Nebelmeer, in das wird dann eingetaucht sind. Um die Mittagszeit kam dann die Sonne durch und es wurde ein sehr schöner Wandertag. Wir kommen nach Sarria und kaufen für eine Brotzeit ein und gehen noch 5 km zu einer privaten Herberge. Hier war es wie im Urlaub, super Aussicht, Tisch und Stühle im Schatten unter einem Baum und Abends das beste Essen auf dem Pilgerweg. Wir schlafen in einem Wintergarten und haben den Sonnenuntergang im Bett!
Heute ist es morgens bewölkt, aber wie schon gestern reißt der Himmel auf und es wird sonnig und heiß. Wir laufen über einen Stausse bis Obrego, von hier sind es nach spanischer Zählweise noch 82 km bis Santiago (nach deutscher noch 91) wir sind in einer Gemeindeherberge, sie ist sehr sauber und kostet nur 3 Euro.
Die Sonne scheint schon ab 7:30 Uhr mit voller Kraft. Manchmal schieben sich ein paar Wolken dazwischen und es weht ein frischer Wind. Ich will mindestens bis zum Kilometerstein 57 kommen, dies ist meinen Begleiterinnen zu weit. Kurz nach erreichen dieses Steines, in der Bar "zu den 2 Deutschen" (heißt wirklich so), mache ich eine Pause und siehe da - sie kommen doch und wir gehen gemeinsam nach Merlide (Kilometer 51 (SPANISCH)). Hier gehen wir gemeinsam Abendessen. Wir geniesen gekochte Krake (Pulpo = kein Tintenfisch), es schmeckt uns allen sehr gut. Ein Cafe con leche und ein Besuch in der Kirche beschliest unseren Abend. Ein Wehrmutstropfen hat dieser Tag: Siggi aus Würzburg, mit dem ich in den letzten Tage mich immer mehr unterhalten habe, verliert seine Digicam, leider ist sie bisher nicht wieder aufgetaucht.
Wieder steht eine große Etappe an. Das es nach 16 Kilometern eine Herbergslücke von knapp 20 Kilometern gibt müssen wir uns heute nach Santa Irina durchschlagen. Es ist eine der landschaftlich schönsten und abwechslungsreichsten Etappen, doch bald verliert man den Blick dafür. Es ist heute heiß und viele schleppen sich durch die Mittagshitze. Wir sind froh endlich anzukommen. Es gibt eine schöne Küche aber nichts zum Essen, bis auf ein paar Reste die wir mithaben. Wir laufen also 1 Kilometer zurück und dort sagen sie uns in der Bar - heute Domingo (Sonntag) nur Bocadillo (belegtes Weißbrot) und das wo wir uns auf ein schönes Pilgermenü, mindestens auf eine Tortilla gefreut hatten.
Wir sind nun schon neuen Pilger die mehr oder weniger zusammenlaufen und da es heute nur eine kurze Etappe von 19 km ist, wollten wir eigentlich den Weg genießen. Nach drei Kilometern steuere ich schon die erste Bar für einen Cafè con leche an, da bleiben mit nur die Frauen treu, den anderen wollen erst die nächste Bar nehmen. 3 von meinen Frauen es eilig und trennen sich von uns da sie nicht in der Mittagshitze laufen wollten. Ich gehe mit meiner Begleiterin langsam dem Weg durch die Eukalyptuswälder zur nächsten Bar. Das dauert immerhin 10 Kilometer, war meine Wahl dann doch nicht so schlecht. Die letzten 6 Kilometer in der Sonnen verkürzen wir uns durch Gesang von Liedern. Ich genieße jeden Schritt. In Sichtweite des Monte de Gozo trinken wir noch etwas und essen ein Bocadillo. Abends steht wieder kochen auf dem Programm. Toll ist es, dass man von dem Berg die Spitzen der Kathedrale sehen kann. Meine Frauen gehen schon früh zu Bett, deshalb sitze ich noch mit den anderen bei einem Rotwein vor der Cafeteria. Siggi liest uns einen Text aus seiner Jakobsbibel vor. In dem geht es ums Ankommen in Santiago, das Ankommen des Körper und der Seele.
Heute ist es bewölkt, das passt zu meiner Stimmung. Wir gehen um 8:00 Uhr los und kommen um Punkt 9:00 Uhr vor der Kathedrale an. Ich fand wir sind viel zu schnell gegangen. Wir machen erst mal Frühstück und holten uns die Compostella. Danach suchten wir uns eine Herberge und sind um 11:00 Uhr in der Kathedrale um noch einen guten Platz zu erwischen. Ich fühle mich irgendwie verloren, mein Körper ist zwar jetzt in der Kathedrale von Santiago, doch ich selbst bin nicht hier.
Vor Beginn des Gottesdienstes kommt der Leiter des Pilgerbüros an Mikrofon und verliest die Pilger mit Nationen und Startorten. St. Jean Pied de Port 12 Alemannos, 7 Frances, 4 Brasilos .... ich gehöre dazu. Es werden noch weiters Orten und Länder vorgelesen es sind Pilger aus 5 Kontinenten angekommen und ich gehöre dazu!
Eine Nonne betet den "Engel des Herrn" und danach beginnt Sie zu singen und die Orgel setzt ein - und jetzt dringt es in mich mit aller Macht: ICH BIN DA UND HIER! Den Gottesdienst nehme ich nur teilweise wahr, es ist für mich alles wie ein Wunder, meine Gefühlswelt ist total durcheinder. Ich erinnere mich an Jaques den 83jährigen Franzosen: Der Weg nimmt dir mehr als Du zu geben bereit bist - aber er gibt dir auch mehr aus du erwartet hast! Das stimmt! Ich bin überreich beschenkt worden!
Nach dem Gottesdienst will ich noch die Statue des Santiago umarmen um auch symbolisch meine Pilgerreise zu beenden, doch hunderte von Touristen stehen Schlange und so gehe ich in die Herberge um etwas zu Ruhen,
UM 18:00 Uhr finde ich dann Zeit über eine Treppe in den Altar zu steigen und die Staute des heiligen Jakob von hinten zu umarmen. Anschließend gehe ich unter den Altar, hier werden die Gebeine des Apostels aufbewahrt, Es ist hier sehr voll, eine deutsche Pilgergruppe feierte hier eine kurze Andacht und ich finde es toll gerade jetzt hier zu sein.
Ich treffe mich mit de andreren und wir gehen gemeinsam essen.
In der Stadt findet abends eine Fiesta statt. Mittsommernacht. Alles ist auf den Beinen. Ich bin mit Siggi und Werner bis 1:45 Uhr in der Stadt - uns kommt es vor als würde das alles nur für uns veranstaltet. Welch ein Tag - mögen noch viele solche folgen.
Ich habe beschlossen, dass heute mein letzter Tag der Reise eingetroffen ist und buche den Flug für den nächsten Morgen. Alle aus meiner Gruppe sind mehr oder weniger früh (Werner und Siggi verständlicherweise weniger) nach Finisterre ans Meer aufgebrochen. Ich bin überzeugt, dass meine Reise in Santiago enden muss und das Das Ende der Welt nicht dazugehört. Dies hier ist für mich nicht das Ende, sondern ein neuer Anfang. Ich möchte gerne später einmal nach Santiago zurückkehren und der Weg nach Finisterre laufen. Doch heute gehört der Tag der Stadt. Ich freffe den ganzen Tag Pilger die ich unterwegs getroffen habe, wir umarmen uns und freuen uns füreinander, dass wir angekommen sind. Ich besuche um 12:00 Uhr den Pilgergottesdienst, das Gefühl von Gestern kam nicht mehr auf - bis am Ende des Gottesdienstes der Botafumeiro geschwenkt wurde. Dies ist der größe Weihrauchkessel der Welt und wird von 8 Männern am Seil geschwungen, ein erhebendes Erlebnis. Ich habe mich dann von Santiago verabschiedet, die Stadt hat auch geweint als ich sie am nächsten Morgen verlassen habe (es hat geregnet) und jetzt beende ich diese Seite.
Ich hatte meinen ersten Vortrag, veranstaltet von der KAB Niederbrechen, Geplant hatte ich zwei Stunden, doch es wurden dann drei. Das auch nur weil ich am Ende schneller wurde und es etwas abgekürzt habe. Es war ein voller Erfolg, ich hatte von den mehr als 40 Besuchern nur positive Rückmeldungen.
Es ist soweit, ich halte das erste vorab gedruckte Exemplar meines Buches in den Händen. Es hat mir sehr viel Freude gemacht.
"Halleluja Man" hat über 200 Seiten mit mehr als 80 Abbildungen.
"Ich habe fertig!" Die Auflage ist gedruckt und die ersten Bücher werden nächste Woche versendet.Es hat 240 Seiten mit mehr als 80 Abbildungen.Gegenüber der Vorabausgabe wurden noich etwa 1000 Änderungen vorgenommen.Bestellungen zum Preis von € 9,90 inkl. Versandkosten werden ab sofort entgegen genommen.
Titel: Halleluja Man - Begegnungen auf dem Jakobsweg
Autor: Wolfgang Rathgeber
Seltersdruck und Verlag Lehn GmbH & Co. KG
ISBN 978-3-923811-29-8
Wer Interesse am Buch oder an den Vorträgen hat kann sich bitte bei mir melden, bitte den nachstehenden Link benutzen:
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